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Kauf von Didgeridoos

Kauf (von Didgeridoos)

Der Kauf von Didgeridoos ist ein der häufigsten Themen in Foren und Diskussionsgruppen, insbesondere durch Neueinsteiger. Deshalb umfasst dieses Stichwort hier:

  1. Praktische Einkaufstips im Sinne einiger Ratschläge und Hinweise für den Einkauf von Didgeridoos (ohne Anspruch auf Vollständigkeit), um insbesondere Einsteiger dabei zu unterstützen, Fehlkäufe zu vermeiden.
  2. Diskussion von Kriterien für den Kauf von Didgeridoos. Es gibt unterschiedliche Beurteilungsmaßstäbe zu diversen qualitativen Eigenschaften von Didgeridoos, die für Kaufentscheidungen relevant sein können, v.a. klangliche Merkmale, Spieleigenschaften, praktische Handhabung, Materialeigenschaften sowie ästhetische  und ökonomische Aspekte und schließlich auch ethische Kriterien.

A) Praktische Tipps für den Einkauf von Didgeridoos

Das Hauptproblem des Einkaufs von Didgeridoos besteht darin, daß AnfängerInnen und unerfahrene Spieler die musikalische Güte von Didgeridoos gar nicht beurteilen können und gleichzeitig viele schlechte Instrumente zu überhöhten Preisen auf den Märkten erhältlich sind. Kein Zweifel: Um das Preis-Leistungsverhältnis von zum Kauf angebotenen Instrumenten wirklich vernünftig einschätzen zu können, ist neben Spielerfahrung auch etwas Überblick zu dem vielfältigen (kommerziellen) Didgeridooangebot nötig. Letztlich bedeutet dies: EinsteigerInnen tragen in jedem Fall eines Didgeridookaufs das Restrisiko einer Fehlinvestition, auch wenn sie eine ausführliche und geduldige Verkaufsberatung erhalten haben sollten.

1. Erst spielen lernen, dann kaufen!

Als pragmatischer Ausweg aus diesem Dilemma ist naheliegend, zunächst ein preisgünstiges Instrument zu erstehen. Die billigste und empfehlenswerteste Variante: Du kannst Dir aus ungiftigem Kunststoffrohr (HT-Rohr) aus dem Baumarkt ein einfaches Didgeridoo selber bauen und die (ersten) Grundlagen des Spiels auf diesem erlernen! Höhere Geldbeträge für ein hochwertiges Didgeridoo sollten hingegen erst investiert werden, wenn genug Spielkompetenz aufgebaut wurde, um ein Instrument zumindest in den wichtigsten Merkmalen (vgl. Teil II) selber testen zu können. Spielkenntnisse sind das beste Mittel für die Herausbildung eigener Präferenzen und das beste Mittel gegen fatale Fehlkäufe (Erwerb von Brennholz statt eines ordentlichen Windblasinstrumentes).

2. Unterstützung von erfahrenen Spielern einholen!

Anfänger sollten sich überdies, wenn die Möglichkeit besteht, unbedingt von (befreundeten oder bekannten) erfahrenen SpielerInnen beim Einkauf begleiten und beraten lassen. Denn nur ein/e erfahrene/r SpielerIn kann die wichtigen musikalischen Gütekriterien (siehe Teil 2) an einem Instrument praktisch und weitgehend 'neutral' überprüfen. Wer sich allein auf die Auskünfte und das Vorspielen einer Verkaufsperson verläßt, geht ein hohes Risiko ein, das vermieden werden sollte. Gleichzeitig gilt: weder eine neutrale Testspielerin noch der seriöseste Verkäufer können mit Sicherheit erkennen, ob das fragliche Didgeridoo dem (potentiellen) Käufer wirklich spielerisch zusagen wird, auch wenn es sich tatsächlich - aus der Testperspektive - um ein ordentliches Instrument handelt. Denn es gibt eine Reihe von Gütemerkmalen, die hochgradig subjektiv sind bzw. bewertet werden, z.B. der sogenannte Gegendruck, der Anschlag, das Anspiel des Tut etc. Diese individuelle Einschätzung kann letztlich niemand abnehmen.

3. Erst mal ein Allroundinstrument für den Anfang!

EinsteigerInnen können Didgeridoos funktional nicht nur nicht ordentlich beurteilen, es ist zudem auch ungewiß, welche tonal-klanglichen und spielerischen (Instrument)Eigenschaften sie kurz- bis mittelfristig bevorzugen werden. Solche Präferenzen bilden sich erst mit der Zeit heraus. Daraus läßt sich ableiten, daß 'Allroundinstrumente' mit möglichst vielfältigen Merkmalen und breiten Anwendungsmöglichkeiten für Anfänger am besten geeignet sind. Im Zeitverlauf kommen garantiert weitere Didgeridoos hinzu ( 🙂 ).

4. Instrument testen, kein Internetkauf!

Musikinstrumente sollten generell vor einem Kauf in Augenschein genommen und einem Praxistest unterzogen werden. Das heißt im Klartext: Von dem Kauf von Didgeridoos über das Internet rate ich grundsätzlich für EinsteigerInnen ab! Zwar werden auch immer wieder positive Erfahrungen von Einzelpersonen mit Internetkäufen berichtet. Diese Positivbeispiele gibt es tatsächlich und diese betreffen gleichermaßen Angebote von professionellen Händlern, einschlägigen Internetauktionshäusern und Privatverkäufern. Aber: die negativen Gegenbeispiele gibt es eben auch! Wer die sprichwörtliche Katze im Sack kauft, übernimmt das Risiko, Brennholz (oder nicht einmal das) einzukaufen! Auch Test- und Rückgabegarantien wollen erst einmal durchgesetzt sein und ändern wohl kaum etwas daran, daß mit Reklamationen meistens eine Menge Streß und Zusatzkosten (Porto u.ä.) verbunden sind.

5. Sorgfältig testen und einen kühlen Kopf bewahren!

Beim Kauf einen kühlen Kopf bewahren! Das heißt zum Beispiel: Beim Testen möglichst systematisch vorgehen, etwa durch Abarbeiten einer persönlichen Checkliste. Einen kühlen Kopf bewahren heißt z.B. auch: Nicht von toller Bemalung blenden lassen! Bei dem Instrument sorgfältig auf die handwerkliche Verarbeitung achten. So gilt es, das Instrument auf Risse und andere Beschädigungen zu untersuchen, die zum Teil durch Bemalungen kaschiert sein können, oder die Naht von Didgeridoos in Sandwichbauweise genau in Augenschein zu nehmen.

Auch eine Portion gesundes Mißtrauen gegenüber den Verkaufsstories und -strategien von professionellen Händlern schadet überhaupt nichts. Nichts aufschwatzen lassen! Der Test der funktionalen Kriterien (klangliche und spielerische Eigenschaften, Handhabung) sollte immer im Vordergrund stehen. Beharrlich nachfragen nach allem, was persönlich interessiert! Nach Möglichkeit nicht impulsiv sofort kaufen, sondern eine Nacht darüber schlafen und das Instrument dann erneut testen. Der zweite Eindruck ist häufig zuverlässiger als der erste Begeisterungssturm. (Dies gilt mitunter auch für erfahrene Spieler...;-) ).

6. Oft günstig: Didgeridoofestivals und Privatverkäufe

Didgeridoofestivals sind häufig eine gute Gelegenheit, unterschiedliche Instrumente verschiedener Anbieter auszuprobieren und Preisvergleiche anzustellen. Mitunter liegen Festivalpreise (aufgrund der aktuellen Konkurrenzsituation) auch unterhalb der regulären Ladenpreise, so daß sich manchmal sehr günstige Kaufoptionen eröffnen. Auf Festivals sind in jedem Fall viele andere DidgeridoospielerInnen, mit denen sich über Preise und Qualitäten ausgetauscht werden kann. Eine andere Gelegenheit für den Erwerb preisgünstiger, zum Teil sehr guter Instrumente ist zudem oft die Übernahme aus zweiter Hand, also von Privatverkäufen (siehe aber 4.). Da die Nachfrage nach gebrauchten Instrumenten eher gering ist, sind Preisnachlässe häufig zu finden oder aushandelbar.

B) Kriterien für den Einkauf

Generell gilt: die vorhandenen Kriterien für den Didgeridoo-Einkauf werden individuell unterschiedlich gewichtet; ein allgemeingültiges Bewertungsschema gibt es dafür nicht. Geschmäcker sind verschieden und zudem veränderlich. Bei DidgeridoospielerInnen mit fortschreitenden Spielkompetenzen und gewachsener Erfahrung ('alte Hasen') wandelt sich häufig die Gewichtung der Güte- und mithin Kaufkriterien für Didgeridoos. Vorlieben für bestimmte Instrumenteigenschaften hängen dabei vor allem von der musikalischen Stilentwicklung der/des einzelnen ab. Das bedeutet auch, dass bestimmte Qualitätsmerkmale des Didgeridoos für bestimme Spielertypen oder Stile gar keine Rolle mehr zu spielen brauchen, die für andere Spieler vielleicht die wichtigsten Gütekriterien überhaupt sind (z.B. Obertöne).

Hier werden fünf Bereiche an Kaufkriterien unterschieden:

  • klangliche Eigenschaften des Instruments
  • Spieleigenschaften des Instruments
  • praktische Handhabung des Instruments
  • Material und die Verarbeitung des Instruments
  • Aussehen/Ästhetik des Instruments.

Ein weiterführender sechster Bereich ist schließlich die ethische Perspektive des Didgeridookaufs: Wie gehe ich individuell mit der Problematik um, dass ein beträchtlicher Teil der erhältlichen Didgeridoos auf Ausbeutung von Mensch und Natur beruhen? Ist mir das egal oder verzichte ich auf den Kauf solcher Instrumente?

Für die Einkaufssituation gilt es, die verschiedenen Kriterien persönlich sinnvoll abzuwägen und schließlich ein Urteil über das Preis-Leistungsverhältnis des getesteten Instruments zu fällen.

 

Güte-Kriterien von Didgeridoos: Eine Übersicht

1. Klangeigenschaften

Beim Kauf eines Musikinstrumentes sind die Klangmerkmale und die Spieleigenschaften in der Regel am wichtigsten, also auch beim Didgeridoo. Bei den Klangeigenschaften geht es schlicht zusammengefasst um die Frage: gefällt der Klang des Instruments oder gefällt er weniger? Wie nimmt ein Kaufinteressent die klangliche Ausprägung einer bestimmten Spieltechnik wahr (z.B. den Klang der Woks)? Bei der Beurteilung der Spieleigenschaften geht es hingegen um folgende Frage : Wie leicht/schwer bzw. wie angenehm ist es für den Interessenten, eine bestimmte Spieltechnik (z.B. das Spielen von Woks) bei dem Testinstrument anzuwenden?
Bei der Prüfung der Klangeigenschaften eines Didgeridoos ist der klangliche Gesamteindruck bzw. die Gesamtcharakteristik des Sounds sicher besonders wichtig, es kann aber auch systematisch der Klang von verschiedenen didgeridootypischen Sounds getestet werden. Zu diesen besonderen Klangmerkmalen gehören v.a. das Spektrum der Obertöne (und wie deutlich sich diese vom Grundton abheben), die Tonhöhe des Didgeridoos, der Klang des Instruments beim Einsatz der Stimme (vgl. Vokaltrakt,) der Sound der überblasenen Töne, der Woks, der Wobbel und der Klang im sogenannten Ziehbereich [siehe auch Übersicht/Checkliste 1]. Die Vielfalt der Klangunterschiede von Didgeridoos sind enorm und immer wieder erstaunlich!

2. Spieleigenschaften

Bei den Spieleigenschaften [siehe auch Übersicht/Checkliste 1] sind die Bewertungen in vielen Aspekten sehr subjektiv! Ausschließlich objektiv wäre hier lediglich die Lautstärke analysierbar, bei allen anderen Aspekten sind der subjektive Eindruck in Kombination mit der individuellen Spielkompetenz für die Beurteilung entscheidend.

Der wichtigste Faktor für die Beurteilung der Spielbarkeit eines Didgeridoos ist das Mundstück; auf das vorgefundene Mundstück sollte man sich daher nie verlassen. Die Rolle des Mundstücks für das Didgeridoospiel ist herausragend: so kann ein schlecht geformtes Mundstück die Spieleigenschaften eines eigentlich guten Instrumentes stark beeinträchtigen; ein Mundstück kann aber auch einfach zu groß oder zu klein für den Mund des Kaufinteressenten sein. Überdies können das Mundstück und der Mundstückbereich von Didgeridoos zum Teil objektiv Aufschluß über schlechte Instrumente geben: Notorisch sind Didgeridoos, bei denen ein riesiger Wachsberg von Mundstück nicht minder riesige Durchmesser der Instrumentinnenwand kaschiert. Umgekehrt wird es häufig als ein positives Qualitätsmerkmal verbucht, wenn Didgeridoos gar kein zusätzliches Mundstück (aus Wachs o.ä.) benötigen, sondern die Auflagefläche für die Lippen unmittelbar dem oberen Ende des Instrumentes entspricht.

Ein zweiter wichtiger Bereich betrifft die Frage, wie das Didgeridoo auf das Anspiel reagiert und wie die Spielerin die Reaktion des Instruments auf ihr Anspiel wahrnimmt. Bei diesem Komplex sind verschiedene Einzelaspekte betroffen und zu prüfen: Werden der Gegendruck und die Resonanz des Instruments als angenehm, zu niedrig oder als zu hoch empfunden? Springt das Instrument leicht an, entwickelt es also einen vollen, klaren Ton unmittelbar nach dem Anstoß? Wie reagiert das Didgeridoo auf Anschläge (vgl. Anschlag)?

Ein dritter Bereich umfasst die Spielbarkeit bestimmter Sounds bzw. Spieltechniken, z.B. Woks und Wobbeln, überblasene Töne, das Ziehen des Grundtons oder auch schlicht von Obertönen. Bei den überblasenen Tönen sind v.a. zwei Fragen wichtig: 1) Wie leicht oder wie schwer sind die überblasenen Töne anspielbar, also: wieviel Lippenspannung / Druck ist zu ihrer Erzeugung nötig? 2) Wie stark unterscheidet sich der Spieldruck vom Überblasenen relativ zum Grundton?

Indirekt hat auch die Tonhöhe etwas mit der Spielbarkeit von Didgeridoos für Einsteiger zu tun: Sowohl sehr tiefe als auch sehr hohe Didgeridoos setzen oft gut trainierte Lippenspannung und Druckregulierung voraus, um sie passabel spielen zu können. Instrumente in mittleren Tonlagen, also ungefähr zwischen D und E sind daher im Anspielverhalten für Anfänger leichter.

Für die Lautstärke gilt zu bedenken: Ein Instrument, das sich von leise bis laut spielen läßt, ist praktisch und musikalisch einem Instrument überlegen, das nur laut oder nur leise gespielt werden kann. Bestimmte laute Didgeridoos sind z.B. für Straßenmusik, für Sessions im Freien oder auch für das Zusammenspiel mit anderen lauten Instrumenten (z.B. Djembe, Dudelsack) geeignet. Laute Didgeridoos sind aber oft nicht mietwohnungskompatibel und können wiederum andere Instrumente (auch: andere Didgeridoos) im Zusammenspiel übertönen. Dies ist dann weniger im Sinne der gemeinsamen Musik... 😉

3. Praktische Handhabung des Instruments

Unter die praktische Handhabung zähle ich hier zum einen die Mobilität während des Spiels, zum anderen die Transportfähigkeit des Instruments. Hauptwirkungsfaktoren sind dabei Größe, Form, Gewicht und Material (siehe auch Übersicht/Checkliste 1).

Leichtere und handliche Didgeridoos können u.U. aufrecht stehend oder im Lauf freihändig gespielt werden, was von vielen Spielern auf der Bühne, bei Sessions, oder bei Straßenmusik sehr geschätzt wird. Schwere Instrumente benötigen hingegen eine Ablage für das Bellend, und die Bewegungsmöglichkeiten während des Spiels sind stark eingeschränkt (was andererseits viele Spieler auch nicht stört).

Zur Transportfähigkeit: Bei längeren Fußwegen oder auf dem Fahrrad, aber auch bei Reisen mit Bus, Bahn, Flugzeug sind eher handliche und leichtere Instrumente von großem Vorteil! Auch eine verschlungene Form oder eine große Glocke kann unhandlich sein, und im Extremfall passen solche Instrumente auch nicht in die handelsüblichen Transporttaschen. Wer meist zu Hause Didgeridoo spielt, wird darauf weniger achten. Wichtig ist dieser Punkt aber für SpielerInnen, die häufiger mit ihren Didgeridoos (ohne eigenes Auto) unterwegs sind.

In Bezug auf die Punkte Gewicht, relative Größe, und Form (Raumbedarf) haben Didgeridoos aus anderen Materialien (Hanf, Kunststoffe, Metalle, Glas; vgl. Didgeridoobau) durchaus praktische Vorteile gegenüber der großen Masse von Holzdidgeridoos.

4. Material und Verarbeitung

Das Material und die Verarbeitung des Instruments bilden 'Querschnittsmerkmale', die sich zum Teil maßgeblich auf oben genannte Gütekriterien auswirken können. Zum Zusammenhang von Material und Klang an dieser Stelle nur soviel:

Qualitativ hochwertige Didgeridoos sind in aller Regel aus harten Hölzern. Dies muß aber nicht unbedingt Eukalyptus sein; die Holzart Eukalyptus allein bürgt nicht für Qualität des Instruments. In Gegenteil sind nicht wenige Didgeridoos aus einheimischen (europäischen) Hölzern heutzutage vielen Eukalyptusdidgeridoos qualitativ überlegen. Gräser wie Bambus und Herkulesstaude erreichen normalerweise nicht die Klang- und Spieleigenschaften guter Holzdidgeridoos. Hingegen sind bei den Naturmaterialien noch die häufig recht guten Didgeridoos aus Agave und Hanf (siehe auch Hanf-Didgeridoos) erwähnenswert.

Ferner gilt: Auch Didgeridoos aus zylindrischen, glattwandigen Röhren anderer Materialien (Kunststoffe, Metalle, Glas) sind klanglich guten Holzdidgeridoos unterlegen. Gute bis sehr gute Klang- und Spieleigenschaften haben mitunter Kunststoffdidgeridoos (z.B. aus Glasfaserkunststoff), die eine unebene Innenwand, u./o. Krümmungen des Windkanals oder auch eine eher konische Form aufweisen.

Schließlich noch ein Wort zur Materialrobustheit: Ein Pluspunkt von Didgeridoos aus Hanf, Kunststoffen und Metallen im Vergleich zu Hölzern stellt die partiell größere Robustheit gegen bestimmte äußere Einwirkungen (v.a. Stoßelastizität, und rapide Temperaturwechsel) dar. Bei Glasdidgeridoos gilt das Gegenteil (Bruchgefahr)! Bei ordentlicher Pflege und Handhabung dürfte insgesamt die Lebensdauer und Funktionsfähigkeit von Holz-Didgeridoos gegenüber anderen Werkstoffen allerdings unübertroffen sein.

5. Aussehen / Ästhetik

Auch zu Fragen der ästhetischen Beurteilung sind keine objektiven Bewertungsmaßstäbe vorhanden. In der Regel sind bemalte oder anderweitig kunsthandwerklich bearbeitete Didgeridoos allerdings teurer als unbemalte. Generell differieren Bemalungen und andere Formen der kunsthandwerklichen Außenbearbeitung (z.B. Schnitzereien, aber auch Lackierungen etc.) von Didgeridoos in Qualität und Aufwand leider genauso erheblich wie die Preise, die für diese unterschiedlichen Qualitäten verlangt werden. Ein aufwändig verziertes Didgeridoo ist nicht unbedingt auch ein gutes Musikinstrument

6. Ethische Aspekte

Hier geht es zum einen um die ökologische Seite der Produktion und des Handels mit Didgeridoos. Leider ist die australische Didgeridooproduktion von einem großen Raubbau von Eukalyptuswäldern geprägt. Zum anderen geht es um die kommerzielle Verwendung und Imitation der Didgeridooindustrie von Motiven und Stilistiken der Malerei der Aborigines, was von diesen vielfach als geistiger Diebstahl ihres kulturellen Erbes und Eigentums angesehen wird  sowie auch um die materielle Ausbeutung von Billigarbeitskräften in Australien und Indonesien. Wichtig in unserem Zusammenhang erscheint mir:

Wer ein Didgeridoo kaufen möchte, sollte sich unter ethischer Perspektive überlegen, wie sie oder er mit diesen Problemen umzugehen gedenkt. Konsequent wäre letztlich der Verzicht auf Instrumente, die auf Ausbeutung von Mensch und Natur beruhen.

Kurze Hintergrundinformationen zur ökologischen Seite der Didgeridooproduktion: Die Erntemethoden der Didgeridooindustrie in Australien sind oft äußerst rabiat, wie immer wieder berichtet wird. Mit Kettensägentrupps werden demnach die Baumbestände großer Eukalyptuswaldgebiete ohne Umstände komplett gefällt, um aus dieser Masse anschließend die wenigen für den Didgeridoobau geeigneten Stämme herauszulesen. Insbesondere in einigen metropolennahen Gebieten der Didgeridooindustrie (Darwin, Cairns) gelten die Waldbestände als massiv geschädigt. Allein im Northern Territory Australiens wurden im Jahr 2001 nach Erhebungen der Government's Park und Wildlife Commission ca. 20000 Didgeridoos verkauft, einzelne Experten gehen hingegen sogar von bis zu 50000 jährlich verkauften Didgeridoos aus dem Northern Territory aus, viele davon illegal (vgl. Hancock 2003, siehe auch Interview mit Bruce Rogers im Didgeridoo & Co. No.2, S. 22; Interview mit Frank Thill im Didgeridoo & Co. Magazin No. 10). Trotz in jüngerer Zeit verstärkter Schutzmaßnahmen kann wohl davon ausgegangen werden, daß in Australien weiterhin die Menge der Abholzungen bei weitem die Menge der nachwachsenden Eukalypten übersteigt.

Schematische Übersicht /Checkliste von kaufrelevanten Kriterien für Didgeridoos

Klangliche Eigenschaften des Didgeridoos

  • Klangcharakteristik insgesamt
  • Obertöne (Obertonspektrum)
  • Tonart (Tonhöhe)
  • Stimme
  • Überblasene Töne
  • Woks
  • Wobbel
  • Ziehbereich

Spielbarkeit und Spieleigenschaften des Didgeridoos

(Überwiegend) individuelle Wahrnehmung beim Anspiel:

  • Passung des Mundstück
  • Anstoß
  • Anschlag, Anspringen
  • Gegendruck
  • Resonanz
  • Überblasene Töne
  • Woks
  • Wobbeln
  • Ziehen des Grundtons

Objektiver Faktor:

  • Lautstärkenbereich(e)

 

Praktische Handhabung

Mobilität beim Spiel (abhängig von Gewicht, Größe, Form):

  • Hohe Bewegungsfreiheit vs. 'fester Spielstandort' notwendig

Transportfähigkeit (abhängig von Gewicht, Größe, Form, Material):

  • Tragbarkeit zu Fuß
  • Unterbringung bei Reisen mit Bus, Bahn, Flugzeug

 

Materialeigenschaften (Querschnittsthematik)

Welche Auswirkungen hat das Material und/oder die Verarbeitung auf die

  • Klangeigenschaften?
  • Spieleigenschaften?
  • Mobilität beim Spiel?
  • Transporteigenschaften?
  • Lebensdauer des Instruments?

 

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